Burgerbibliothek Bern (Hrsg.): Bern in historischen Ansichten

Cover
Titel
Bern in historischen Ansichten : Altstadt und Quartiere - Postkarten aus der Sammlung Hans-Ulrich Suter.


Autor(en)
Haupt Verlag; Burgerbibliothek Bern
Herausgeber
Haupt Verlag; Burgerbibliothek Bern
Erschienen
Bern 2019: Haupt Verlag
Anzahl Seiten
XI, 131 Seiten
Preis
€ 25.00 (DE); € 25.70 (AT); CHF 25.00 (freier Preis)
von
Emil Erne

Fotosammlungen sind in Archiven wichtige Bestände. Zwar gehören ihre anspruchsvolle Aufbewahrung und aufwendige Erschliessung meist nicht zu den Kernaufgaben, aber Fotos ergänzen die amtlichen Akten auf vielfache Weise und stossen auf anhaltendes Interesse der Öffentlichkeit. Medienschaffende, wissenschaftlich und publizistisch Tätige sind bestrebt oder darauf angewiesen, ihre Beiträge zu visualisieren. Dementsprechend werden Fotosammlungen prioritär digitalisiert und ins Internet gestellt, wo sie einfach und rasch durchgesehen und dann gegebenenfalls – unter Berücksichtigung des Copyrights – genutzt werden können. Dieser Online-Zugang hat aber die Verbreitung von Fotos in herkömmlichen Formaten nicht verdrängt. In schöner Regelmässigkeit erscheinen Bildbände und Kalender mit historischen Ansichten, die ohne technische Hilfe angeschaut beziehungsweise als Wandschmuck aufgehängt werden können. Eine weitere bedeutende Kategorie sind die Fotoansichtskarten. Claudia Engler, Direktorin der Burgerbibliothek Bern, würdigt sie im vorliegenden Buch als kulturhistorisches Phänomen; indem sie als schnelllebiges Kommunikationsmedium einen bestimmten Augenblick festhalten, illustrieren sie den Wandel von Stadt und Landschaft.

Die neueste von der Burgerbibliothek herausgegebene Publikation basiert auf Postkarten, die der ehemalige Bundesbeamte und Stadtrat Hans-Ulrich Suter (1936 −2012) während Jahrzehnten gesammelt hat. Ausgewählte Stücke veröffentlichte er wöchentlich im Anzeiger der Region Bern unter der Rubrik «Schöne alte Region». 2013 gelangte die Sammlung als Schenkung in die Burgerbibliothek Bern, die seither die Reihe interessanter Sujets im Anzeiger fortführt. Aus dem gesamten Bestand werden im querformatigen Band 125 historische Ansichtskarten zur Altstadt Berns und zu den umliegenden Quartieren jeweils auf einer Seite präsentiert. Die Legenden benennen meist sehr knapp den Bildinhalt und enthalten eine möglichst präzise Datierung sowie den Standort- nachweis. Zeitlich verteilen sich die Postkarten über die Jahre von 1894 (Historisches Museum, S. 89) bis 1973 (Bau des Felsenauviaduktes, S. 118). Der Schwerpunkt liegt auf der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, entsprechend der Blütezeit dieses schwarz-weissen Bildformats; aus der Zeit nach 1945 stammt nur noch ein gutes Dutzend. Ebenso viele sind nicht genauer datiert und tragen den Vermerk «20. Jh.»; in einzelnen Fällen wäre eine engere Eingrenzung wohl möglich gewesen.

Den «Ansichten von oben» folgen die Fotos vom Gebiet um den Bahnhof stadtabwärts bis in die Matte; danach geht der Blick von der Länggasse aus im Gegenuhrzeigersinn durch die Quartiere bis zur Felsenau; den Schluss bildet die Abteilung «Rund um Bern». Die letzte Aufnahme appelliert an den Spürsinn der Leserschaft: «Wo ist das? Bern feiert – leider ist unklar, was.» (S. 125)

Der Text auf dem Buchdeckel verspricht «überraschende Perspektiven auf bekannte Orte der Stadt». Tatsächlich zeigen die Bilder die vertrauten Strassen, Plätze und Gebäude; häufig aber ist der Blickwinkel oder die Szenerie ungewohnt, sodass diese Ansichten die bereits bestehenden Bern-Bücher ergänzen. Die Publikation stellt ein willkommenes Instrument zur Erforschung der Lokalgeschichte Berns dar, wobei man sich aber stets vor Augen halten muss, dass die Ansichtskarten nicht um der topografischen Dokumentation willen produziert wurden, sondern dem Verschicken kurzer Mitteilungen dienten und zwecks besseren Absatzes retuschiert sein können, wie Philipp Stämpfli, Burgerarchivar und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Burgerbibliothek, in der Einleitung betont. Er besorgte die Textredaktion. Viel Text enthält das Buch allerdings nicht, da die ausführlichen, aufgrund detaillierter Lokalkenntnisse erstellten Kommentare, welche die Abbildungen im Anzeiger jeweils begleiten, hier leider fehlen. Für weitere Informationen wird auf das 2016 überarbeitete und digitalisierte Historisch-topographische Lexikon der Stadt Bern von Berchtold Weber verwiesen.

Zitierweise:
Emil Erne: Rezension zu: Burgerbibliothek Bern (Hrsg.): Bern in historischen Ansichten. Altstadt und Quartiere – Postkarten aus der Sammlung Hans-Ulrich Suter. Bern: Haupt 2019. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 82 Nr. 1, 2020, S. 62-63.

Redaktion
Autor(en)
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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 82 Nr. 1, 2020, S. 62-63.

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